Wer wir sind

Das Projekt „Muslimisch gelesene Vielfalt im Gespräch“ ist ein Modellprojekt der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. (TGD).

Die TGD ist ein säkularer Dachverband, der sich als Teil der Menschenrechts- und Demokratiebewegung für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen einsetzt. Die TGD wurde 1995 gegründet, um sich für die Interessen von türkeistämmigen Menschen in Deutschland einzusetzen. In den letzten Jahren hat die TGD eine multi-ethnische Perspektive eingenommen. Im Fokus stehen die Gestaltung unserer Einwanderungsgesellschaft und das Engagement gegen rassistische und diskriminierende Strukturen jedweder Art.

Das Leitbild der TGD finden Sie hier (PDF).

Was wir machen

Eine detaillierte Darstellung der Projektphasen finden Sie hier.

Warum eigentlich wir

Als säkularer Verband vertritt die Türkische Gemeinde in Deutschland e.V. (TGD) die Interessen von Menschen unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Zugehörigkeit. In dieser Funktion stellen wir fest, dass die gegenwärtigen Diskurse zu Islam und Muslimen in Deutschland für unsere Mitglieder eine unmittelbare Relevanz besitzen. Das bemerkenswerte: Es kommt dabei gar nicht darauf an, ob die Menschen überhaupt Muslime sind oder nicht. Denn Antimuslimischer Rassismus ist eine Form des Rassismus, die nicht nur gläubige oder praktizierende Musliminnen und Muslime betrifft.

Diese Form des Rassismus richtet sich gegen Menschen, denen eine islamische Religionszugehörigkeit zugeschrieben wird. Diese Zuschreibung erfolgt über diverse Indikatoren, beispielsweise durch Sprache, durch angenommener oder tatsächlicher ethnischer Herkunft, durch die Staatsangehörigkeit etc. Kurz gesagt: Jegliche angenommene Affiliation mit dem Islam als Religion oder Kultur kann antimuslimischen Rassismus gegenüber einem Menschen hervorrufen.

Zahlreiche Studien haben festgestellt, dass die öffentlichen Diskurse zu „dem“ Islam und „den“ Muslimen in Deutschland überwiegend defizitorientiert, stark pauschalisierend und mitunter auch politisiert sind. Gleichzeitig ist belegt, dass sich antimuslimische Ressentiments bis weit in die sogenannte Mitte der Gesellschaft ziehen. All diese Beobachtungen haben uns dazu bewogen ein Projekt zu konzipieren, was es zum Ziel hat, die öffentlichen Islambilder zu differenzieren.

Es geht uns also nicht um eine Verbesserung des Images des Islam, sondern dafür zu sensibilisieren, dass verkürzte und pauschalisierende Bilder über Musliminnen und Muslime auch Menschen betreffen, die sich gar nicht als muslimisch verstehen und sich negativ auf das Zusammenleben zwischen der sog. Mehrheitsgesellschaft und vielen migrantischen und muslimischen Communities auswirken.

Die Grundsatzpositionen der TGD zu Staat – Gesellschaft – Religion finden Sie hier auf Deutsch und hier auf Türkisch.

Projektteam

Sevinç Kuzuoğlu

Sevinç Kuzuoğlu hat Soziale Arbeit B.A. und Praxisforschung M.A. studiert an der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen: Antimuslimischer Rassismus in Deutschland, rassismuskritische Denk- und Arbeitsweise sowie Intersektionalität. Durch intersektionale Bildungsarbeit innerhalb der Sozialen Arbeit weiß sie, wie wichtig die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen gesellschaftlichen Position ist.

Ihr Fokus ist die Professionalisierung der Analysekategorie „Rassismus“. Als Trainerin für Empowerment und Powersharing wird ihr immer wieder aufs Neue bewusst, wie wichtig Rassismuskritik ist. In diesem Modellprojekt ist Sevinç zu Beginn an 2020 als Projektmitarbeiterin und seit 2023 als Projektleiterin tätig.

Philipp Olfermann

Philipp Olfermann studierte Islamwissenschaft (B.A.), Politikwissenschaft und Islamwissenschaft (M.A.) in Berlin und Amman.

Seine Forschungsschwerpunkte sind religiöse Sicht- und Hörbarkeit im öffentlichen Raum, Islam in Europa, kritische Säkularismusforschung, antimuslimischer Rassismus sowie Migrations- und

Integrationspolitiken. Er hat ein großes Interesse und eine hohe Sensibilität für verschiedene Formen von Diskriminierung und gesellschaftliche
Ausgrenzungsmechanismen. Philipp reflektiert in diesem Zusammenhang seine eigene Positionierung und Privilegien.

Zuletzt war Philipp als Bildungsreferent in der historisch-politischen Bildungsarbeit für verschiedene Zielgruppen tätig und bringt weitere pädagogische Erfahrungen u.a. aus der Arbeit mit Geflüchteten mit. Philipp ist seit Februar 2024 im Projekt tätig.

Melis Eda Poyraz

Melis Poyraz studiert Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam und ist seit September 2023 Projektassistenz für das Modellprojekt „Muslimisch gelesene Vielfalt im Gespräch“. Der Schwerpunkt ihrer Projektarbeit liegt in der Veranstaltungsorganisation und Öffentlichkeitsarbeit. Melis bringt verschiedene Erfahrungen aus der politischen Bildungsarbeit mit und war zuletzt Social Media Managerin für das Medienformat KARAKAYA TALKS.

Außerhalb des Projekts engagiert sie sich aktiv für Antirassismus, Empowerment- und Community Arbeit.

Unsere Rolle

Im Projekt muslimisch gelesene Vielfalt im Gespräch sieht sich die TGD in erster Linie als Moderatorin und Ermöglicherin der Debattenformate. Das Projektteam sieht seine Aufgabe also nicht darin, eigene thematische Schwerpunkte zu setzen. Es geht uns auch nicht darum Menschen aus der muslimisch gelesenen Vielfalt „diskursfähig“ zu machen.

Im Gegenteil: Wir wissen um das große Engagement, die tiefen Sachkenntnisse und die fachlichen Expertisen von vielen Initiativen und Einzelpersonen zu den unterschiedlichsten Themen in Deutschland. Wie sehen allerdings eine Missrepräsentation dieser Menschen – oder anders ausgedrückt: Die Perspektiven dieser Personen und Initiativen kommen in den Diskursen meist schlichtweg überhaupt nicht vor. Das wollen wir ändern.

Die Grundsatzpositionen der TGD zu Staat – Gesellschaft – Religion finden Sie hier auf deutsch und hier auf türkisch.

Wir interpretieren unsere Rolle also so, dass wir einerseits Dialog ermöglichen und Diskussionen anregen und begleiten und andererseits die Vernetzung zwischen den Communities untereinander sowie mit VertreterInnen der sog. Mehrheitsgesellschaft gewährleisten. Dabei versuchen wir dem Ansatz der Allparteilichkeit gerecht zu werden.

Als Moderatorin von partizipativen Dialogformaten ist es dennoch wichtig, auch dafür Sorge zu tragen, dass Prinzipien der solidarischen Kommunikation abgestimmt und auch eingehalten werden. Gleichzeitig treten wir für eine offene, und (selbst)kritische Debattenkultur ein – wir freuen uns wenn auch gestritten wird, denn gerade auch der Meinungsstreit kann produktive Potentiale entfalten.

In diesem Sinne freuen wir uns auf die Diskussionen und den (produktiven) Streit mit und zwischen Ihnen… :)